Donnerstag, 31. März 2016

Alltag

Wenn unter der Woche um 6 Uhr der Wecker klingelt, ist es draußen noch dunkel - und da ich es irgendwie nicht auf die Reihe bekomme, aufzustehen, ohne dass man zumindest ein Häuchlein Sonne sehen kann, schalte ich ihn erst mal aus und schlafe noch bis kurz vor 7 Uhr weiter. Nachdem es dann wirklich Zeit ist, sich fertig zu machen, komme ich gezwungenermaßen aus dem Bett, ziehe meine wunderschöne (*husthustIroniehust*) Schuluniform an und mache mich nach einem kurzen Frühstück mit schwarzem Tee und ekelhaftem Weißbrot mit noch ekelhafterer Margarine auf den Weg zur Schule. Um diese zu erreichen muss ich in einen der, um diese Uhrzeit meist sehr überfüllten, Kleinbusse steigen, die hier Dala Dalas genannt werden und quasi VW-Busse sind, aus denen die schönen großen Sitze herausgenommen und durch kleinere und mehr Reihen ersetzt wurden, sodass möglichst viele Leute sitzen können - stehen ist aber auch kein Problem, da wird reingestopft bis man sich nicht mehr bewegen kann (was womöglich ganz gut ist, beim Fahrstil von manchen :P), manchmal wird auch die Schiebetür nicht mehr zugemacht und die Leute stehen nur auf dem Trittbrett und der Rest des Körpers ist draußen. Für eine solche Fahrt bezahlt man normalerweise 400 TZS (Tanzanian Shilling), was umgerechnet etwa so viel wie 20 Cent sind. Als Schüler bekommt man sogar noch einen Bonus und zahlt nur 200 TZS - als WEISSER Schüler hat man allerdings davon nicht immer einen Vorteil, weil man zuerst einmal den "Schaffner" davon überzeugen muss, dass man auch wirklich ein Schüler ist und nicht eine Nonne oder eine Krankenschwester (was einen mit der Schuluniform ja auch nicht wundern darf - wieso bin ich eigentlich in einer der zwei einzigen Schulen in ganz Arusha, die graue Kluft tragen?).

Wenn ich dann um kurz vor 8 Uhr in der Schule ankomme, suche ich meine besten Freunde Kiran, Mehnoor und Prabhsharan (alles Inderinnen - die Namen habt ihr davor noch nie gehört, oder? ^^) und höre mir den neuesten Tratsch an, bevor die ersten zwei Stunden starten. Nach diesen 100 Minuten gibt es eine Pause, wo alle zur Kantine stürmen um Donuts, Pancakes, Kababs, Pitabread oder Fresh Juice (der aber nicht besonders fresh aussieht, der wird aus einem 10 Liter-Kübel geschöpft und in solche Pappbecher geschüttet) zu viel zu überteuerten Preisen zu kaufen - wir zahlen ja schon eine schöne Summe school fees, aber dafür zumindest das Essen umsonst herzugeben, darauf kommen sie nicht :P
Nach der kurzen Auszeit geht es für 4 pausenlose Stunden weiter mit dem nicht immer allzu spannenden Stoff und den nicht immer allzu interessierten Lehrern, was dazu führt, dass nicht allzu selten nicht allzu wenige Schüler kurz vorm Einschlafen sind, bevor dann die "lunch time" beginnt und wir uns wieder zur Kantine drängeln um eine relativ kleine Portion Pommes oder eine genauso kleine Pizza um 1000 TZS zu bekommen, danach "roamen" wir noch ein bisschen am Schulgelände around um uns schließlich wieder in unsere Klassenräume zu setzen und die letzten zwei Stunden über uns ergehen zu lassen (hehe, genau wie daheim), bevor um 15:30 Uhr dann die Schule endet und wir heimgehen können (bzw. ich gehe heim, alle anderen nehmen den Schulbus).

Da ich eben nicht vom Schulbus abhängig bin, kann ich mir aussuchen, ob ich nach der Schule sofort nachhause gehe oder noch ein bisschen in der Stadt herumwandere, was ich normalerweise lieber mache, da ich zuhause nicht wirklich etwas zu tun habe. Deshalb setze ich mich wieder in eines der Dala Dalas und fahre ins Stadtzentrum um mich dort entweder in ein Café zu setzen oder einfach etwas die Straßen hinunter zu flanieren. So gut wie immer werde ich dabei von Straßenhändlern aufgehalten, die mir Safari-Hüte, gemalte Kitsch-Bilder, Armbänder oder sonstiges Touristenzeugs verkaufen wollen (da ich ja sooooo sehr nach Tourist aussehe mit der Uniform, haha). Auch nicht selten passiert es, dass mich Leute ansprechen, weil sie meinen, dass alle Weißen reich sind und man unbedingt einen davon heiraten muss. Das läuft dann üblicherweise so ab: "Hallo! Wie heißt du? Woher kommst du? Wo wohnst du? Kann ich deine Nummer haben?"
Manchmal fühlt man sich dann schon ziemlich vera****t. Besonders nett ist es auch, wenn man dauernd mit "Mzungu!" angesprochen wird... da denkt man sich meistens schon, wow, du hast gesehen, dass ich eine andere Hautfarbe als du habe! Du bist ja ein ganz Schlauer, hast schon Recht, schrei´s so, dass es die ganze Straße auch nochmal bemerkt.
Tja, wer meint, dass es Rassismus nur in eine Richtung gibt, wird seine Meinung hier ändern.

Wenn ich mich normalerweise um kurz vor 18 Uhr dann doch heim bewege, da ich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr draußen sein darf, weil es ziemlich gefährlich werden kann, ist es dann meistens doch recht lustig. Die Leute in meiner Umgebung kennen mich schon, weshalb alle nett sind und ich auch oft angesprochen werde und wir uns kurz unterhalten, was aber viel netter ist als in solchen unangenehmen Situationen in der Stadt. Wenn die kleinen Kinder an den Balkonen stehen, an denen ich vorbeikomme und "Hiiiiiiii!" schreien, ist das auch immer echt süß.

Zuhause ist dann nie etwas besonderes los, es läuft so gut wie ständig der Fernseher und alle sind recht faul. Ich mag es aber trotzdem, weil ich zumindest meinen kleinen Gastbruder Chris habe, mit dem ich spielen kann (wenn er nicht gerade gefüttert wird, was er hasst, weil er irgendwie nicht essen mag und dann doch recht grobe Methoden angewendet werden um ihn zum Essen zu bringen...) und meine Gastschwester Tabitha, ein Mädchen aus dem Stamm der Massai, die auch Schülerin ist und hier wohnt um den Computerkurs machen zu können, der in der Nähe stattfindet. Mit diesen zwei Menschen und zusätzlich dem Hausmädchen Aisha ist es eigentlich immer lustig, da wir uns gegenseitig nerven, quatschen, über den Boden kugeln oder uns über die Menschen im Fernsehen totlachen.

Wenn es dann Abendessen gibt, besteht dieses meist aus Reis, Ugali, einem recht geschmacklosen Maisbrei, Spaghetti, Pommes oder Makande, einer Mischung aus Mais und Bohnen (mein Lieblingsessen! *-*) besteht, dazu entweder Fleisch, Bohnen, Kraut oder irgendeinem zerkochtem Gemüse - es schmeckt besser als es sich jetzt vielleicht anhört! :D
Danach wird meistens noch ein wenig gefernschaut und dann geht es auch schon ins Bett, oder zumindest in mein Zimmer, wo ich noch ein paar Sachen für die Schule fertig mache, vielleicht ein bisschen am Handy chatte oder was lese. Oft bin ich dann eh schon so müde (vom Nichtstun), dass ich schon früh einschlafe.

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